Insektenfreundliche Gartengestaltung

Sehr geehrte Frau Diekmann,

die Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN bittet Sie nachfolgenden Antrag in die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung aufzunehmen.

Beschlussvorschlag:

  1. Die Stadt Coesfeld spricht sich dafür aus, dass private und öffentliche Grünflächen bienen- und insektenfreundlich bepflanzt und gestaltet werden. Sie spricht sich gleichzeitig gegen sogenannte „Schottergärten“ aus (das sind mit Schotter, Geröll, Kies oder Splitt bedeckte Gartenflächen, in welcher Steine das hauptsächliche Gestaltungsmittel sind und Pflanzen nicht oder nur in geringer Zahl vorkommen und wenn, dann oft durch strengen Formschnitt künstlich gestaltet sind. Damit von unten kein Unkraut in die Fläche wächst, ist sie mit einer Folie abgedichtet – vgl. Wikipedia). Der Begriff dient der Abgrenzung von klassischen Stein- und Kiesgärten, bei denen die Vegetation im Vordergrund steht, und wurde in diesem Sinne geprägt.
  2. Die Stadt Coesfeld sorgt in geeigneter Form dafür, die Bevölkerung, insbesondere Neubürger:innen, über insektenfreundliche Gartengestaltung sowie über die ökologischen und klimatischen Nachteile von Schottergärten zu informieren und zu sensibilisieren. Dazu werden u.a. entsprechende Informationsmaterialien bereitgehalten und überreicht. Als Beispiel kann hier der Leitfaden „Urbanes Grün“ vom Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen herangezogen werden.
  3. Bei jeder Baugenehmigung wird auf den Beschluss (siehe Punkt 1) hingewiesen und entsprechendes Informationsmaterial (siehe Punkt 2) beigefügt.
  4. Die Stadt verhindert in neuen Bebauungsplänen durch entsprechende Gestaltungsvorgaben das Anlegen von Schottergärten.

Begründung:
Die Jahre 2019, 2020 und ganz aktuell 2022 waren und sind geprägt durch einen superheißen und trockenen Sommer und wir konnten an vielen Stellen merken, wie abhängig wir vom Wetter sind. Schon der Sommer 2017 war in der Bewertung des Deutschen Wetterdienstes „zu warm“, aber auch „zu nass“. Was wir von dem Sommer 2022 ja nicht behaupten können. Extreme sind immer mehr spürbar und sie werden häufiger.
Die ungewöhnliche Sommerhitze und Trockenheit facht auch eine seit längerem schwelende Diskussion über die Gestaltung von Vorgärten an. Insekten- und Vogelschützer, Verfechter der Artenvielfalt, Freunde einer lebendigen blühenden Umwelt bekommen in diesen Wochen neue Argumente frei Haus.
Es geht um Beschattung und um Versickerungs- bzw. Verdunstungsflächen. Wer den Freiraum um sein Haus  praktisch mit Pflaster versiegelt oder Schotter- und Kiesschüttungen ausgebracht hat, der hat es in den Sommermonaten noch viel wärmer als die anderen. Sie heizen sich tagsüber auf und geben die Temperatur in den Abendstunden ab.

Die vereinzelte Bepflanzung, die im Schottergarten noch zu finden ist verbrennt oder leidet stark. Viele kleine Grünflächen ergeben in Summe eine große. Umso wichtiger, dass tatsächlich jeder einen Beitrag leistet, damit unsere Straßen und Städte in Zukunft lebenswert bleiben.

Sicher ist, je mehr Boden versiegelt wird, desto heißer wird es. Und das Wasser, das bei häufiger auftretenden Starkregenfällen anfällt, verschwindet sturzbachartig in der Kanalisation oder sucht sich einen Weg in unsere Keller. Vegetation dagegen hält es auf und die Feuchtigkeit im Erdreich fest. Wenn die Pflanzen das Wasser dann über ihre Blätter verdunsten, sorgt das für eine wohltuende Kühlung.
Somit leisten Grün- und Bepflanzungsflächen im Vorgarten einen sinnvollen Klimaschutz. Dies hat auch schon die Bauordnung NRW so gesehen und in § 8 Absatz 1 Folgendes festgeschrieben:

(1) Die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind

  1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und
  2. zu begrünen oder zu bepflanzen, soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegenstehen.
    Satz 1 findet keine Anwendung, soweit Bebauungspläne oder andere Satzungen Festsetzungen zu den nicht überbauten Flächen treffen.

Mit freundlichen Grüßen

Erich Prinz
Fraktionssprecher



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